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Vielfältig Gottesdienst feiern: Fünf Impulse

Unter Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern ist in der Regel eines unstrittig: Die hohe Bedeutung des Gottesdienstes. Gottesdienst? Ja! Aber welcher? Vom „normalen“ Gottesdienst - „was ist normal?“ - lässt sich kaum mehr sprechen. Die gegenwärtige Fülle an Gottesdiensten hinsichtlich Form und Inhalt ist den Kirchenvorständen nicht neu. Das gilt für Stadt und Land gleichermaßen. Die hohe eigene innere Verbundenheit mit Gottesdiensten führt die Verantwortlichen zu der Frage: Wie können wir der Unterschiedlichkeit der Menschen heute mit einem vielfältigen Gottesdienst-Angebot entgegen kommen?

Dass jeder findet, was er braucht, ist wichtig. Wer dem Segen Ausdruck verleihen will durch Körperbewegung und Tanz, soll nicht das Große Gloria singen müssen. Wer Stille sucht und zur Ruhe kommen möchte in einem an der Tradition orientierten Gottesdienst, sich dann aber am Bistro-Tisch zum Talk wiederfindet, wird das nicht sehr originell finden. Jede und jeder soll den Gottesdienst besuchen können, der zu seinem Glauben passt. Das setzt voraus: Wer in einen Gottesdienst geht, muss wissen, was ihn dort erwartet. „Es muss draufstehen, was drin ist.“ Es braucht Klarheit in der Ankündigung von Gottesdiensten. Wer hier enttäuscht wird, kommt vielleicht so schnell nicht wieder…

 

 

„Wie breit soll das Gottesdienst-Angebot sein? „Wenn jeder alles macht, schafft keiner was“. Die viel beschworene, oft wenig geliebte Regionalisierung kann hier eine Hilfe sein: Es muss nicht jeder alles machen. Ein Gottesdienst-Programm in der Region ermöglicht eine Vielfalt, die eine Gemeinde allein bei zurückgehenden Ressourcen gar nicht mehr abdecken kann. Das gilt es kreativ zu nutzen.

„Die Power des Ehrenamts“. Glaube, Engagement, Sehnsucht, Begeisterung, Einsatzfreude. All das kommt in die Krise, wenn Ehrenamtliche – besonders im Blick auf Gottesdienste – zu Lückenbüßern für fehlende Hauptamtliche degradiert werden. Ehrenamtliche sind die Zukunft der Kirche. Was das in den vielen Feldern der Kirche genau bedeutet, muss unter den veränderten Bedingungen neu durchbuchstabiert werden.

Die Zukunft des Gottesdienstes sind wir. Die Zeit der Best-Practice Beispiele ist vorüber. Was in Lübeck funktioniert, klappt vielleicht in Augsburg nicht. Wofür sich Plößberg begeistert, kann im Kleinwalsertal ein Holzweg sein. Welcher Gottesdienst passt, hängt mit der Gemeinschaft vor Ort zusammen, mit den lokalen Traditionen, den Begabungen der jeweiligen Gemeinde. Das macht es nicht leichter: Jede Gemeinde muss für sich die passende Gottesdienst-Landschaft bauen und den Weg dahin selber finden. Klingt schwierig? Vielleicht. Ist es aber nicht. Man muss nur anfangen damit. Die Ideen kommen, indem man sich ans Werk macht. Let’s try, einfach mal anfangen“. Ausprobieren, was passt. Wenn etwas nicht funktioniert, ist das kein Beinbruch. Dann entsteht etwas anderes.

Ein Kirchenvorsteher-Tag mit 1200 Teilnehmenden in der Messe Nürnberg hat es vorgemacht: So wie hier kann es gelingen. Unvoreingenommen einander zuhören. Interesse haben an den Fragen anderer. Sich einmischen ins Gespräch. Neugierig sein und tatkräftig. Und dann loslegen.

 

Ein Blog von Christof Hechtel, Referent im Gottesdienst-Institut der ELKB